Coco Marittima

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This article was written on 15 Mrz 2016, and is filled under Meergeschichten.

Blinder Passagier

Der Pazifik macht seinem Namen alle Ehre. Ruhig wie ein blauer Flauschteppich breitet er sich vor uns aus, und der kaum merkliche Luftzug ist so warm als käme er aus einem dieser Riesenföne, die jeweils in Städtischen Hallenbädern an der Wand hängen. 550 Seemeilen sind es bis zu unserem Etappenziel in Costa Rica. Wir segeln etwa 30 Seemeilen von der Küste entfernt und parallel zu ihr gen Norden. Und am zweiten Tag auf See finden wir plötzlich diesen blinden Passagier an Bord!

BlinderPassagier

Fasziniert von seinem Spiegelbild in der glänzenden Reling lässt er sich von nichts und niemandem stören. Immer wieder pickt der kleine Schnabel auf das Metall. Und der kleine Vogel bleibt auch unerschrocken sitzen als ich mich bis auf 30 Zentimeter nähere. Er belässt es bei einem kurzen – beinahe arroganten – Hinüberäugen à la „Und wer bist du denn?“ Irgendwann, nach etlichen Stunden in seiner Privatloge riecht er wohl Land und fliegt davon.

Derweil steuert Captain Massimo die Yacht stoisch und sicher Costa Rica entgegen – trotz nur wenigen Stunden Schlaf in den letzten Nächten, da wir dauernd unterwegs waren oder vor Anker lagen.

Captain

Und nun also Costa Rica, an dessen Gestaden 1502 Cristoph Kolumbus als erster Europäer an Land ging – jedoch auf der Atlantikseite. Die Marina liegt im Golfo de Papagayo in der nordwestlichsten Provinz Guanacaste, welches die trockenste des Landes ist. Dies ist kaum zu übersehen, die Bäume an den Hängen sind braun und dürr und beinahe ohne Blätter. Seit letztem November hat es nicht mehr geregnet. Einzelne Häusergruppen sind an den Hängen auszumachen. Sie gehören zu grossen Hotelketten, die allmählich das Gebiet für den Tourismus erschliessen. Die meisten Gäste sind Pauschaltouristen aus den USA. Bis jetzt wirkt alles sehr dezent, Costa Rica versucht mehr und mehr auf ökologischen Tourismus zu setzen. Immerhin stehen 27% der Landesfläche unter Naturschutz mit einer Fülle an Nationalparks und Reservaten.

CR Marina1

Und unten am Ufer liegt die Marina Papagayo im Pazifik, ein ziemlich einsamer Ort und eher für Naturfreunde geeignet als für Partyvögel. Doch man rät uns, die Marina nicht zu verlassen – zu gefährlich für Ausländer. Hmm, ob das wohl nur gerade hier in diesem Zipfel so ist? Denn Costa Rica gilt eigentlich nicht nur als eine der fortschrittlichsten Demokratien Lateinamerikas, sondern auch als ziemlich sicher. Manche nennen das von knapp fünf Millionen bewohnte Land auch die Schweiz Zentralamerikas. Das gründet aber vielleicht eher auf der reichen Natur, auch wenn sie hier in den Tropen von unserer natürlich sehr verschieden ist. Costa Rica gehört betreffend Biodiversität zu den 20 reichsten Länder der Erde. Hier, wo wir gelandet sind, glaube ich dies sofort. Denn das andere, das Pura Vida findet garantiert woanders statt…

CR Pelikan

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