Coco Marittima

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This article was written on 17 Apr 2016, and is filled under Meergeschichten.

Meerschweinchen auf den Bahamas

Die Bahamas sind der Traum vieler Segler und Taucher, speziell die 360 Inseln des Exuma-Cays-Archipels: Helle Sandstrände, verwunschene Grotten und Wasser in sämtlichen Türkisnuancen wie etwa hier auf dem Eiland Big Majors Spot. Aber halt – was kommt denn da aus dem Busch getappert, wirft sich in die Wellen und schwimmt dem anlandenden Dinghi entgegen? Es sind Schweine! Sie strampeln und paddeln Hunden gleich vorwärts, während sie die Schnauze in die Höhe recken und vor Frohsinn grunzen. Längst haben die acht Borstentiere die Äpfel in den Händen der Besucher erspäht, und diese fressen sie einen wortwörtlich aus der Hand. Auf wessen Seite die Entzückung grösser ist, ist offensichtlich – die zutraulichen Tiere sind ein Herzöffner und mancher drückt ein Freudentränchen weg.

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Neben ein paar Hühnern und Ziegen sind die zwei Dutzend wilden Hausschweine die einzigen Bewohner von Big Majors Spot. Wie kamen sie bloss hierher? Eine Legende erzählt, sie seien Überlebende einer Schiffskatastrophe. Laut einer anderen Überlieferung sind sie von einer Nachbarinsel hergeschwommen. Die dritte Variante besagt, dass ein paar Seeleute die Schweine hier vor einigen Jahrzehnten aussetzten und später zurückkommen wollten, um sie zu grillen. Sie wurden nie wieder gesehen und die Schweine lebten von Abfällen, welche vorbeifahrende Schiffe ins Meer warfen. Der Pig Beach ist äusserst sauber, des Abfallproblems nehmen sich die cleveren Säue heute noch gern an.

Plötzlich der Stups eines weichen Rüssels von hinten, gefolgt von Gequike. Der Chef der Gruppe, ein 200-Kilo-Eber mit schwarzen Flecken auf den braunen Borsten will mehr Leckereien. Die meisten seiner Gefährten sind weiblich, zwischen 50 und 100 Kilo schwer und rosa oder braun-schwarz gefleckt. Im Schatten spendenden Gebüsch liegt eine Sau mit ihren vier Jungen. Neugierig äugen die Ferkel umher, die Mutter schnaubt. Besser man lässt sie in Ruhe.

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Da Schweine nicht schwitzen können, suhlen sie sich zwecks Kühlung im Dreck. Doch wie lösen unsere Tropensäue das Problem? Das warme Meerwasser verschafft ihnen anscheinend genügend Abkühlung. Zudem liegt in der Inselmitte ein kleiner See – die nötige Frischwasser­quelle für die Borstentiere. Sie leben den Traum des ewigen Karibikurlaubs! Schaut man genau hin, scheint es, als ob sie lächelten. Dabei sind ihre Schnauzen deutlich länger als bei gängigen Hausschweinen und nach oben gebeugt, damit sie diese wie Schnorchel über der Wasseroberfläche halten können. Erstaunlich, wie schnell sich die Natur nach wenigen Generationen den Umständen anpasst. Ihre Haut und Borsten fühlen sich rau an – eine Folge der täglichen Badefreuden im Meerwasser. Ein Schelm, wer dabei an bereits gesalzenen Schinken denkt, den man nur noch in den Kamin zu hängen bräuchte.

Koordinaten Pig Beach auf Big Majors Spot: 24°10’58″N  76°27’25″W

erschienen auch in «marina.ch», Nr. 90 (April 2016), www.marinach.ch

One Comment

  1. caribean
    November 9, 2017

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